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Gmundner Keramik

Gmundner Keramik

« Ein brandaktuelles Stück altösterreichischer Geschichte »

Wer sich an einen gedeckten Tisch setzt, an dem das Service von präzisen und schwungvollen grünen Linien überzogen ist, der befindet sich aller Wahrscheinlichkeit nach in Österreich. Denn jeder zweite Haushalt im Heimatland der Gmundner Keramik besitzt das traditionsreiche Geschirr aus den Alpen. Zwar ist das lineare Dekor in dunklem Grün nicht die einzige Serie der Manufaktur, allerdings zählt das sogenannte „Grüngeflammte“ zusammen mit dem Design Streublumen zu den unangefochtenen Verkaufsschlagern des Unternehmens und ist weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt.

Im Herzen der Alpenrepublik

Es ist schon ein besonderes kleines Land, das sich einstmals über weite Teile Mitteleuropas erstreckte und heute auf knapp 84 000 Quadratkilometer und 9 Millionen Einwohner zusammengeschrumpft ist. Österreich mag seinen Status als Weltmacht nicht lange gehalten haben, allerdings gibt es eine Konstante, die sich schon immer durch die Mentalität dieser Nation gezogen hat. Und das ist die Liebe zur Kunst. Ob Musik, Bildende Kunst oder Kunsthandwerk – in Österreich florieren sie alle. Handel und Produktion erblühten bereits im Mittelalter in den Städten, Ausbildungsstätten galten als renommierte Adressen für angehende Künstler und als Treffpunkt für Stars der Kunstszene war das Land einer der europäischen Hotspots.

Dass ein Kunsthandwerksbetrieb bereits vor über fünfhundert Jahren durchaus gute Chancen hatte, sich zu einem erfolgreichen Unternehmen zu entwickeln, zeigt sich auch in der Geschichte einer kleinen Hafnerei, die damals im oberösterreichischen Gmunden am Traunsee gegründet wurde und die bis heute ein überaus lebendiges Wahrzeichen dieser Nation ist.

Die Manufaktur der heutigen Gmundner Keramik in Traunstein

Eins, Vier, Neun, Zwei – Ein geschichtsträchtiges Jahr

Im Jahr 1492 tat sich so einiges auf dieser Welt. Im sogenannten Zeitalter der Entdeckungen markiert es die Schnittstelle zwischen Mittelalter und Neuzeit. Und als wäre das noch nicht genug der Ehre, führte es zu zahlreichen Anfängen, Entwicklungen und „ersten Malen“, die eine Wende in eine neue Ära einleiten sollten: Christoph Kolumbus entdeckt Amerika, Papst Alexander VI. wird Oberhaupt der katholischen Kirche, der als unbezwingbar geltende Berg Mont Aiguille in den französischen Alpen wird bestiegen – damals sogar noch unter Zuhilfenahme von Leitern – und: Adam Riese erblickt das Licht der Welt.

Für Österreich war 1492 gleich aus zwei Gründen ein bedeutsames Jahr. Die weltbekannte Stieglbrauerei in Salzburg wird erstmals urkundlich erwähnt – womit wir nun beim Kern der Sache angelangt wären – die Firma Gmundner Keramik stand ebenso an ihren Anfängen. Dass aus dem bescheidenen kleinen Betrieb ein halbes Jahrtausend später eine international bekannte Marke werden sollte, war natürlich nicht abzusehen, zumal zu Beginn hauptsächlich einfache Hafnerware hergestellt wurde. Doch es dauerte nicht lange bis sich ein eigenes Konzept herauskristallisierte und man den Fokus auf ästhetisch anspruchsvolle Keramik legte. Die Techniken, mit denen Geschirr in Gmunden hergestellt und dekoriert wurde, haben nun viele Jahrhunderte durchlaufen und sind in ihren Grundzügen gleichgeblieben. Bis heute ist jedes Stück Gmundner Keramik ein handgemachtes Unikat, das zu 100 Prozent aus Österreich stammt.

Handbemalung einer Gmundner Keramik

Von Gmunden in die ganze Welt

Im 17. Jahrhundert gilt Gmunden dank des damals bereits über einhundert Jahre alten Traditionsunternehmens als Hochburg österreichischer Zierkeramik. Immer mehr Malereien und Formen bringt die Manufaktur auf den Markt und hebt mit der Entwicklung des „Grüngeflammten“ einen Kassenschlager aus der Taufe. Zwar war die Gestaltung anfänglich etwas gröber als heute, allerdings galten die kräftigen grünen Striche auf Tellern und Schüsseln schon damals als eine Art Markenzeichen von Gmundner Geschirr. 1843 erfolgt der Umzug ins Gmundner Hafnerhaus, das sich auf dem heutigen Gelände der Manufaktur befand.

Gmundner Hafnerware Historische Gmunder Keramik

Unter der Leitung von Familie Schleiss wächst sich Gmundner Keramik schließlich mehr und mehr zum Künstlerbetrieb aus. Kooperationen mit Berühmtheiten wie Gustav Klimt, Franz Lehàr und Gustav Mahler unterstützen das hochkarätige Image der Firma und durch den Zusammenschluss mit Wiener Keramik im Jahr 1913 wird Gmunden zur landesweit bekannten Adresse für hochwertiges Geschirr. Den Durchbruch erlangt das Unternehmen schließlich im Jahr 1968, als Johannes Fürst Hohenburg die Geschäftsleitung übernimmt. Unter seiner Führung rückt man von der figürlichen Keramik ab, wie sie vor allem in Wien gefragt war und verlagert die Produktion zunehmend auf Gebrauchsgeschirr für den Haushalt. Becher, Teller, Tassen, Krüge und Schüsseln stehen nun im Zentrum und werden mit jahrhundertealten Maltechniken und dem unverwechselbaren Stil zum leistbaren Luxus für Zuhause.

Frühstücksbecher Skifahrer Toni

Mit seinen klassischen Designs verkörpert Gmundner Geschirr ein Stück altösterreichischen Glanzes und trifft damit bei den Kunden auf begeisterten Zuspruch. Auch außerhalb ihres Herkunftslandes verbreitet sich die Marke nun zunehmend. Ein Trend, der bis heute nicht abgeflaut ist, denn satte 30 Prozent der Produktion sind nach derzeitigem Stand für den Export bestimmt. Der Löwenanteil davon geht an die drei größten Gmundner-Freunde im Ausland: Deutschland, die Schweiz und die USA.

Jagd Krug | handbemalt

Designklassiker und kreative Innovationen

Eine der Qualitäten von Gmundner Keramik besteht darin, sich nicht auf bestehenden Erfolgen auszuruhen, sondern immer wieder Neuerungen anzubieten. Vierzehn Design-Kategorien gibt es bereits, darunter natürlich die großen Klassiker wie Geflammt, Streublumen, Jagd oder Tupferl, aber auch relativ neue Serien wie Selektion, Pur geflammt oder Herzerl. Letztere wurde ursprünglich als Weihnachtskollektion herausgebracht, aber aufgrund der anhaltenden Nachfrage fix ins Sortiment aufgenommen. Ähnlich verhält es sich mit einer Serie in deren Mittelpunkt ein grüner Hirsch steht. Da dieses Design längst nicht nur zu den Feiertagen passt, ist die Gmundner Keramik mit Hirsch (mittlerweile auch in Rot, Grau und Rosa erhältlich) zum neuen Klassiker unter den Gestaltungsvarianten geworden.

Gmundner Keramik | Grüner Hirsch Kaffeetasse + Unterteller

Wie klug man in dem Traditionsunternehmen an ästhetische Innovationen herangeht, zeigt sich auch in der Tatsache, dass man die Serien von Gmundner Geschirr häufig miteinander kombinieren kann. Die einzelnen Farben und Formen harmonieren gut und ermöglichen eine immer neue Tischgestaltung. Eine Erweiterung des eigenen Bestandes kann also durchaus im Ankauf einer neuen Serie bestehen, mit der ein altbewährtes Design um eine moderne Facette bereichert wird.

Gmundner Keramik Jagd Teller 27 | handbemalt

Eine Marke in Top-Form

Die Formensprache des „Gmundner“ ist ebenso wie das Design ein ewiger Klassiker. Rund dominiert klar, auch wenn im Zuge der letzten Jahre die ein oder andere eckige Platte oder moderne Teller hinzugekommen sind. Grundsätzlich erkennt man Gmundner Service allerdings an weicher Linienführung, die sich in formschönen Tassen, klassischen Bechern, bauchigen Krügen und kugelrunden Zuckerdosen widerspiegelt.

Zuckerdose grüner Hirsch

Die Sortimentsvielfalt beim Geschirr ist beispielhaft. Es gibt keinen Bereich der Tischkultur, den man nicht mit einem schönen Stück aus der Traditionsmanufaktur abdecken könnte. Vom klassischen Gedeck abgesehen, hält die breite Produktpalette unter anderem auch Saucieren, Suppenterrinen, Eierbecher, Salzstreuer, Butterdosen, Schälchen, Milchkannen, Stövchen und sogar  Christbaumkugeln bereit, selbst Servietten und Tischdecken im Alpendesign gehören auf die gedeckte Tafel.

Gmundner Keramik Serviette Skifahrer Toni

Damit man auch lange Freude an dem hochwertigem Geschirr hat, ist Gmundner Keramik ein äußerst widerstandsfähiges Material. Nach zwei Bränden mit über 1000 Grad können auch Spülmaschine und Mikrowelle den glasierten Kunstwerken nichts mehr anhaben. Und dass das Unternehmen extra auf die Kantenschlagfestigkeit der Stücke hinweist, zeigt, dass wir es hier mit einer im wahrsten Sinne waschechten Gebrauchskultur zu tun haben, die noch lange nicht ausgedient hat.